Süße Fritjes & Schweinereien

Auf den Spuren des Meisters in Marzipan

Wir haben uns auf die Spuren des Meisters des Marzipans begeben und waren zu Gast bei unserem Marzipanbotschafter Anthony Lams. In Bredene, einem kleinen Ort (ca. 17.000 Einwohnern) an der belgischen Küste, ist er zu finden: Anthony Lams, „der Meister des Marzipans“. Zwei Tage hatte wir das Vergnügen ihn, seine Familie und seine Arbeit besser kennenzulernen. In einer Seitenstraße, etwas abseits vom touristischen Trubel, befindet sich das kleine Geschäft von Anthony Lams. Der gelernte Konditormeister und Chocolatier hat sich hier zusammen mit seiner Frau Bernadette, ebenfalls Konditorin, den Traum vom eigenen Familienbetrieb erfüllt. Ob in klassischen oder gewagten Formen, Farben und Kombinationen, Marzipan steht immer an erster Stelle. Seit 15 Jahren bereiten sie kleinere und größere Marzipankunstwerke zu und verschicken sie inzwischen sogar bis nach Dubai. Im Interview erzählt er uns von seinen Anfängen, Schwierigkeiten und schönsten Erlebnissen. 
Belgien ist ja bekannt für Schokolade, Waffeln und Bier. Wie bist du ausgerechnet auf Marzipan gekommen?
Ich bin gelernter Bäckermeister und Chocolatier und wollte schon immer etwas machen, was kein anderer tut. Den Weg zum Marzipankünstler kann man eher als Prozess beschreiben. In meiner Lehrzeit, ich war 18 Jahre alt, habe ich einen Lehrgang zum Thema Modellieren mit Marzipan in der Schweiz gemacht. Unter anderem fand auch ein kleiner Wettbewerb unter den 20 Teilnehmern statt. Dabei wurde mein Werkstück als Bestes bewertet. Aber wie das als junger Mensch so ist, habe ich damals noch nicht begriffen, dass ich Talent in dem Bereich habe.
Erst in Recklinghausen, wo ich drei Jahre gearbeitet habe kam ich durch ein einschneidendes Erlebnis ernsthaft auf den Gedanken mit Marzipan etwas zu machen. Für das Geschäft wurden immer außergewöhnliche Stücke von dem Meister für das Schaufenster angefertigt. Auch ich, damals noch Lehrling, durfte mich erstmals daran versuchen. Ein Jahr habe ich während, und nach der Arbeitszeit, daran gearbeitet, es sollte perfekt werden. Die Kreation bestand aus einer Kutsche, gefertigt aus Zucker, die von einem Marzipanpferd, gezogen wurde. Als es endlich fertig war, war ich sehr stolz. Verständlich oder?! Doch leider wurde es nicht ausgestellt.

Warum?
Ich glaube mein Meister war etwas eifersüchtig, weil ich ja „nur“ der Lehrling war. So etwas hatte er wohl nicht erwartet.

Wie hast du darauf reagiert?
Ich war natürlich sehr enttäuscht, denn ich hatte ja unendlich viel Zeit, aber vor allem Leidenschaft in das Schaustück investiert. Aber manchmal braucht es einfach ein paar Rückschläge, damit man seinen eigenen Weg findet. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ, aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Dieses Erlebnis hat mich wachgerüttelt und ich fand es war an der Zeit mein eigenes Geschäft zu starten.

Zur Hochsaison, von August bis Ostern, steht der Mann des Marzipans 6,5 Tage die Woche in der Backstube.

In dieser Zeit hast du auch deine Frau Bernadette kennengelernt. 
 Ja, sie hat mich von Anfang an unterstützt und wir haben gemeinsam den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. Ohne meine Frau würde ich es nicht schaffen. Sie hält mir den Rücken frei. In dieser Zeit hast du auch deine Frau Bernadette kennengelernt. Ja, sie hat mich von Anfang an unterstützt und wir haben gemeinsam den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. Ohne meine Frau würde ich es nicht schaffen. Sie hält mir den Rücken frei. 

Wie lange ist das jetzt her? 
Vor 15 Jahren haben wir ganz klein angefangen, in einer umgebauten Schlachterei. Es hat sich relativ schnell herumgesprochen und das Geschäft lief gut an. In den ersten Jahren haben wir Mitarbeiter eingestellt und 1,5 Tonnen Marzipan pro Jahr verarbeitet. Doch, wie jeder Jungunternehmer, muss man sich erstmal am Markt behaupten. Da kam es schon öfter vor, dass vor allem Großkunden um die Preise feilschen wollten. Der Druck ist enorm, sieben Tage die Woche von morgens bis abends steht man in der Backstube und will immer noch besser und vor allem schneller und schneller arbeiten, um mehr Ware zu produzieren.
Anthony und Bernadette Lams, als sie sich kennenlernten, zeigte sie ihm erstmal die kalte Schulter. Inzwischen ergänzen sie sich in ihrer Unterschiedlichkeit. Zusammen haben sie die Marke -Anthony Lams, Meister in Marzipan- geschaffen.
Wie lange hast du das durchgehalten?
Sechs Jahre haben wir so gearbeitet. Dann wussten wir, dass es so nicht weiter gehen kann. Das Geschäft musste radikal umstrukturiert werden. Das bot uns die Möglichkeit, das komplette Konzept zu überarbeiten. Ein neuer Standort musste her und die Mitarbeiter wurden entlassen. Wir haben nochmal ganz von vorn begonnen. Praktisch und vor allem offen sollten die neuen Räume gestaltet werden. Ich liebe den Kontakt zu den Kunden, deshalb haben wir zwischen Verkaufsraum und Backstube ein großes Schiebefenster eingebaut. Jetzt kann ich mich mit noch mehr Genauigkeit und Erfindungsgeist meiner Leidenschaft widmen und dabei auch den ein oder anderen Plausch halten. (lacht) Die Freude meiner Kunden treibt mich an.

Marzipanmasse mit Klasse!
20 Tonnen Lemke Marzipan werden inzwischen pro Jahr von Hand verarbeitet.

Wie hast du Lemke kennengelernt? Wie bist du auf das Unternehmen Lemke aufmerksam geworden?
Das ist eine lustige Geschichte (lacht) und schon 15 Jahre her. Wir, meine Frau und ich, waren auf einer Messe. Dort haben wir einen kleinen Stand entdeckt, bzw. eigentlich bin ich erst daran vorbei gegangen. Dann aber nochmal schnell zurück gegangen und habe mir ein Musterpäckchen Marzipan geben lassen. Zu der Zeit habe ich noch mit Marzipan einer anderen Firma gearbeitet und hatte keinen wirklichen Bedarf an neuen Produkten. Demzufolge habe ich das Marzipan von Lemke erstmal in einen Schrank gelegt und lange nicht weiter beachtet. Ungefähr ein Jahr später hatte sich die Lage geändert. Ich musste mich tatsächlich nach einem neuen Lieferanten umsehen. Da erinnerte mich Bernadette an das Stück Marzipan im Schrank. Der Rest ist Geschichte. Inzwischen verarbeiten wir 20 Tonnen Lemke Marzipan pro Jahr.

Was zeichnet dich als Meister des Marzipans aus?
Zusammen mit meinem Mitarbeitern, stellen wir alle unsere Produkte in Handarbeit her. Dazu braucht es jahrelange Übung und Durchhaltevermögen.

Welche Eigenschaften muss man als Mensch mitbringen, um das zu erreichen?
Übung, Übung, Übung, Durchhaltevermögen, Durchsetzungskraft, den Glauben an sich selbst und den unbedingten Willen erfolgreich zu sein. Ich bin immer bemüht mich weiter zu entwickeln. Jetzt, nach 15 Jahren der Selbstständigkeit, habe ich endlich ein Niveau erreicht, auf dem man viel machen kann. Trotzdem bin ich immer auf der Suche nach neuen Techniken, auch wenn dazu leider zu wenig Zeit bleibt. Wir haben einen Betrieb, und der muss laufen. Wenn ich nicht in der Backstube stehe, verdienen wir kein Geld. Da bleibt wenig Zeit für Inspiration.

Was liebst du am meisten an deiner Arbeit?
Das man die Resultate sieht. Man steckt unheimlich viel Zeit in das Unternehmen. Trotzdem kann man nur kleine Schritte machen, um Entwicklungen voranzutreiben. Da muss schon genau überlegt werden wie man Geld investiert. Wir versuchen jedes Jahr einen Schritt nach vorn zu machen.

Wie reagierst du auf Trends? Schaust du, wie sich Trends entwicklen?
Leider noch viel zu wenig. Da ich viele Auftragsarbeiten fertige sehe ich die Entwicklungen an den Wünschen der Kunden. Molekularküche und andere ausgefallene Techniken sind nicht so mein Ding. Ich liebe die traditionellen Handwerklichkeiten. Ich brauche schnelle Ergebnisse. Sehen und umsetzen, das ist meine Arbeitsweise.

In den letzten Jahren hat sich ein ganz klarer Trend zum Homebanking entwickelt. Jeder versucht jetzt zu Hause die tollsten Kreationen zu machen. Ein sehr beliebtes Dekorationsmittel ist Fondant. Was hältst du davon?
Ich finde das sehr schön. Für den Heimgebrauch ist es ok. Vor allem neue TV-Formate beflügeln den Backtrend. Für mein Handwerk ist es aber eher ungeeignet, weil es nicht zu bezahlen wäre. Vor allem eignet es sich nicht wirklich zum essen. 

Wir müssen einen Hype um Marzipan machen. 


Was verbindest du mit dem Begriff Marzipan-Botschafter?
Marzipan ist meine Passion und ich möchte junge Leute an dieses tolle Produkt heranführen. Man kann Marzipan in tollen Kreationen neu interpretieren und von seinem angestaubten Image befreien. Aber vor allem möchte ich Leute glücklich machen.

Was planst du für dein zukünftiges Sortiment und die Zusammenarbeit mit Lemke?
Wir wollen das Sortiment verfeinern, neue Kunden gewinnen, Betriebe für Marzipan – im speziellen Modellingmarzipan – begeistern und in Blöcken verkaufen. Ich möchte, dass der Name Lams mit Lemke-Marzipan in Verbindung gebracht wird und umgekehrt. Ich kombiniere immer Lemke-Lams und umgekehrt. Was ich machen kann, ist gut für Lemke und was Lemke macht ist gut für mich. Ich glaube zusammen kann man noch viel erreichen.