Süße Fritjes & Schweinereien
Auf den Spuren des Meisters in Marzipan
Ich bin gelernter Bäckermeister und Chocolatier und wollte schon immer etwas machen, was kein anderer tut. Den Weg zum Marzipankünstler kann man eher als Prozess beschreiben. In meiner Lehrzeit, ich war 18 Jahre alt, habe ich einen Lehrgang zum Thema Modellieren mit Marzipan in der Schweiz gemacht. Unter anderem fand auch ein kleiner Wettbewerb unter den 20 Teilnehmern statt. Dabei wurde mein Werkstück als Bestes bewertet. Aber wie das als junger Mensch so ist, habe ich damals noch nicht begriffen, dass ich Talent in dem Bereich habe.
Erst in Recklinghausen, wo ich drei Jahre gearbeitet habe kam ich durch ein einschneidendes Erlebnis ernsthaft auf den Gedanken mit Marzipan etwas zu machen. Für das Geschäft wurden immer außergewöhnliche Stücke von dem Meister für das Schaufenster angefertigt. Auch ich, damals noch Lehrling, durfte mich erstmals daran versuchen. Ein Jahr habe ich während, und nach der Arbeitszeit, daran gearbeitet, es sollte perfekt werden. Die Kreation bestand aus einer Kutsche, gefertigt aus Zucker, die von einem Marzipanpferd, gezogen wurde. Als es endlich fertig war, war ich sehr stolz. Verständlich oder?! Doch leider wurde es nicht ausgestellt.
Warum?
Ich glaube mein Meister war etwas eifersüchtig, weil ich ja „nur“ der Lehrling war. So etwas hatte er wohl nicht erwartet.
Wie hast du darauf reagiert?
Ich war natürlich sehr enttäuscht, denn ich hatte ja unendlich viel Zeit, aber vor allem Leidenschaft in das Schaustück investiert. Aber manchmal braucht es einfach ein paar Rückschläge, damit man seinen eigenen Weg findet. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ, aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Dieses Erlebnis hat mich wachgerüttelt und ich fand es war an der Zeit mein eigenes Geschäft zu starten.
Zur Hochsaison, von August bis Ostern, steht der Mann des Marzipans 6,5 Tage die Woche in der Backstube.
Sechs Jahre haben wir so gearbeitet. Dann wussten wir, dass es so nicht weiter gehen kann. Das Geschäft musste radikal umstrukturiert werden. Das bot uns die Möglichkeit, das komplette Konzept zu überarbeiten. Ein neuer Standort musste her und die Mitarbeiter wurden entlassen. Wir haben nochmal ganz von vorn begonnen. Praktisch und vor allem offen sollten die neuen Räume gestaltet werden. Ich liebe den Kontakt zu den Kunden, deshalb haben wir zwischen Verkaufsraum und Backstube ein großes Schiebefenster eingebaut. Jetzt kann ich mich mit noch mehr Genauigkeit und Erfindungsgeist meiner Leidenschaft widmen und dabei auch den ein oder anderen Plausch halten. (lacht) Die Freude meiner Kunden treibt mich an.
Marzipanmasse mit Klasse!
20 Tonnen Lemke Marzipan werden inzwischen pro Jahr von Hand verarbeitet.
Das ist eine lustige Geschichte (lacht) und schon 15 Jahre her. Wir, meine Frau und ich, waren auf einer Messe. Dort haben wir einen kleinen Stand entdeckt, bzw. eigentlich bin ich erst daran vorbei gegangen. Dann aber nochmal schnell zurück gegangen und habe mir ein Musterpäckchen Marzipan geben lassen. Zu der Zeit habe ich noch mit Marzipan einer anderen Firma gearbeitet und hatte keinen wirklichen Bedarf an neuen Produkten. Demzufolge habe ich das Marzipan von Lemke erstmal in einen Schrank gelegt und lange nicht weiter beachtet. Ungefähr ein Jahr später hatte sich die Lage geändert. Ich musste mich tatsächlich nach einem neuen Lieferanten umsehen. Da erinnerte mich Bernadette an das Stück Marzipan im Schrank. Der Rest ist Geschichte. Inzwischen verarbeiten wir 20 Tonnen Lemke Marzipan pro Jahr.
Was zeichnet dich als Meister des Marzipans aus?
Zusammen mit meinem Mitarbeitern, stellen wir alle unsere Produkte in Handarbeit her. Dazu braucht es jahrelange Übung und Durchhaltevermögen.
Welche Eigenschaften muss man als Mensch mitbringen, um das zu erreichen?
Übung, Übung, Übung, Durchhaltevermögen, Durchsetzungskraft, den Glauben an sich selbst und den unbedingten Willen erfolgreich zu sein. Ich bin immer bemüht mich weiter zu entwickeln. Jetzt, nach 15 Jahren der Selbstständigkeit, habe ich endlich ein Niveau erreicht, auf dem man viel machen kann. Trotzdem bin ich immer auf der Suche nach neuen Techniken, auch wenn dazu leider zu wenig Zeit bleibt. Wir haben einen Betrieb, und der muss laufen. Wenn ich nicht in der Backstube stehe, verdienen wir kein Geld. Da bleibt wenig Zeit für Inspiration.
Was liebst du am meisten an deiner Arbeit?
Das man die Resultate sieht. Man steckt unheimlich viel Zeit in das Unternehmen. Trotzdem kann man nur kleine Schritte machen, um Entwicklungen voranzutreiben. Da muss schon genau überlegt werden wie man Geld investiert. Wir versuchen jedes Jahr einen Schritt nach vorn zu machen.
Wie reagierst du auf Trends? Schaust du, wie sich Trends entwicklen?
Leider noch viel zu wenig. Da ich viele Auftragsarbeiten fertige sehe ich die Entwicklungen an den Wünschen der Kunden. Molekularküche und andere ausgefallene Techniken sind nicht so mein Ding. Ich liebe die traditionellen Handwerklichkeiten. Ich brauche schnelle Ergebnisse. Sehen und umsetzen, das ist meine Arbeitsweise.
In den letzten Jahren hat sich ein ganz klarer Trend zum Homebanking entwickelt. Jeder versucht jetzt zu Hause die tollsten Kreationen zu machen. Ein sehr beliebtes Dekorationsmittel ist Fondant. Was hältst du davon?
Ich finde das sehr schön. Für den Heimgebrauch ist es ok. Vor allem neue TV-Formate beflügeln den Backtrend. Für mein Handwerk ist es aber eher ungeeignet, weil es nicht zu bezahlen wäre. Vor allem eignet es sich nicht wirklich zum essen.
Wir müssen einen Hype um Marzipan machen.
Was verbindest du mit dem Begriff Marzipan-Botschafter?
Marzipan ist meine Passion und ich möchte junge Leute an dieses tolle Produkt heranführen. Man kann Marzipan in tollen Kreationen neu interpretieren und von seinem angestaubten Image befreien. Aber vor allem möchte ich Leute glücklich machen.
Was planst du für dein zukünftiges Sortiment und die Zusammenarbeit mit Lemke?
Wir wollen das Sortiment verfeinern, neue Kunden gewinnen, Betriebe für Marzipan – im speziellen Modellingmarzipan – begeistern und in Blöcken verkaufen. Ich möchte, dass der Name Lams mit Lemke-Marzipan in Verbindung gebracht wird und umgekehrt. Ich kombiniere immer Lemke-Lams und umgekehrt. Was ich machen kann, ist gut für Lemke und was Lemke macht ist gut für mich. Ich glaube zusammen kann man noch viel erreichen.